Jörg Jahn
  Kreidler Service und Ersatzteile

KT 60cc Breitwandzylinder: Testfahrten durch Franken

100 km mit dem besten Setup, Hauptdüse 80

Herbst und Winter liegen vor uns. Zeit zum Restaurieren, putzen der Mopeds, kleine aufgeschobene Reparaturen durchführen. Aber vorher möchte ich noch Kreidler fahren. Und zwar mit dem 60cc Zylinder von KT. Nach vielen Testsetups bin ich jetzt nach kleineren Probefahrten überzeugt, dass es mit dieser Variante Freude macht zu fahren.

Im Zuge der Umbauarbeiten für den 44er Mahle habe ich auch ein paar KTs umgebaut. VHM Kolben, Umbau Zylinderkopfdichtung auf Viton-O-Ring, kleinere Probleme in den Kanälen beseitigen, Verdichtung auf ein gutes Maß bringen. Auslasssteuerzeit optimieren.

Montage der Fußdichtungen mit Dirko HT rot sorgt dafür, dass es am Zylinderfuß (und auch am Ansaugstutzen) tatsächlich dicht wird. Das passende Blech dazwischen ist erforderlich weil wir die Zylinder dieser kleinen Serie für Variabilität weiter abgefräst haben. So konnte ich mich aber in Zehntel-Schritten an die beste Zylinderhöhe herantasten. Oder herantesten ... 




Die gewählte Teststrecke bietet eine gute Mischung mit Bergetappen, längeren Geraden auf der Bundesstraße, Gefällestrecken für maximale Drehzahl: Von Haßfurt über Hofheim in Unterfranken in die Hassberge, bei Sulzdorf an der Lederhecke auf die B279, nach Westen bis Bad Königshofen, dann südlich Richtung Schweinfurt über Sulzfeld, Stadtlauringen, dann zurück nach Haßfurt. Als Pausenstopp ist ein Abstecher zu einer der beiden Saalequellen geplant.

Ständiger Begleiter wird mein Lieblinkskerzenschlüssel (Hazet 764):




Los geht es mit Vollgas und hoher Drehzahl, Einringkolben dürfen nicht "vorsichtig" eingefahren werden, Marianne begleitet mich noch bis zur ersten Kerzenprüfung, es ist alles im grünen Bereich.







Weiter nach Haßfurt, zur Ritterkapelle, dann Richtung Haßberge. Noch hält sich die Sonne hinter Wolken versteckt.




Der Motor läuft gut, nimmt sauber Gas an, läßt sich im 2ten Gang auf 11.000 Touren drehen. Der Wechsel vom 4ten in den 5ten Gang gelingt gut, Übersetzung 14:35. Reifen 2.75-17.

Weiter Richtung Norden, die schmale Landstraße nach Hofheim in Unterfranken, am oberen Tor rechts und die Innenstadt umkurven, dann Richtung Sulzdorf geht es fast stetig bergauf. Der Wechsel zwischen den Gängen gelingt gut, der Motor ist drehfreudig was beim Gangwechsel hilft. Dann geht es bei Sulzdorf links auf die große Landstraße B279. Im Auto spürt man die leichten Steigungen nicht, der 60cc Motor muß aber auch mal zurück in den 4ten Gang geschaltet werden.

Ein Zwischenstopp an der Saalequelle ist geplant.



Kurz vorher finde ich jedoch an einem alten Bildstock einen guten Platz zum Verweilen. 50°15'52.5"N 10°32'58.4"E





Die moderne Bank auf der gegenüberliegenden Wegseite ist bequemer als die alte Steinbank. Außer mir verirrt sich heute niemand an diesen schönen Platz. So kann ich für mich noch mal die Fahrt Revue passieren lassen. Bis hieher bin ich zufrieden mit dem Setup.




Mitgebrachte Brotzeit, Pause und dann wieder Kerzenkontrolle




Zurück auf die Bundesstraße, Tankstopp in Bad Königshofen, dann hinter dem Ort links Richtung Schweinfurt. Allmählich setzt sich die Sonne durch.

Vor Oberlauringen auf einer längeren Gefällestrecke lege ich mich flach auf die Florett, lasse Vollgas stehen. Die Tachonadel berührt jetzt beinahe die 100 km/h. Sollte es noch ein Hitzeproblem geben, zeigt es sich jetzt. Die Finger der linken Hand sind am Kupplungshebel. Laut GPS waren das 98 Sachen. OK. In der Ebene habe ich rund 95 erreicht, meistens bin ich dort im 5ten Gang gefahren, zwischen 85 und 90.

Die Sonne hat sich durchgesetzt. Fachwerkhäuser in Stadtlauringen bieten die Kulisse für das nächste Bild:




Die Testfahrt geht allmählich über in eine schöne Überlandtour. Noch ein Stopp am Waldrand bevor es in Schweinfurt durch die Stadt geht.




GPS Tracking mit Hauptdüse 80

Wetter morgens vor der Fahrt: Leichter Nordwestwind, zunächst einige Regenwolken, zum Nachmittag wird es trocken.










Die selbe Strecke mit Hauptdüse 78

Am nächsten Tag: Düsenwechsel 80 auf 78. Wie fährt sich die selbe Strecke mit kleinerer Düse?




Erst mal dreht der Motor kalt noch höher aus, 11500 kein Thema in Gang 1, auch mal in Gang 2. Es zeigt sich aber bereits auf der Bergstrecke in die Haßberge hinauf, dass ich häufiger in Gang 4 oder 3 hinunterschalten muß um auf Speed zu bleiben. Die Kerze zeigt höhere Temperatur an, das braun wird heller.




Steigungen und leichter Gegenwind führen eher zum Herunterschalten auf der B279.

Das Highlight ist die Gefällestrecke: Vmax 102 km/h

Oder die Sonne, die heute die Welt in bunteren Farben zeigt, z.B. die wilde Karde am Wegesrand:




Am Ende der Fahrt noch der Blick in den Zylinder: Keine Riefen, der Vitonring hält dicht.




Fazit: Mit dem Zylinder bin ich jetzt zufrieden. Gegenüber dem 50cc Mahle ein Gewinn, es fährt sich entspannter, etwas schneller. Zum Fahren auf öffentlichen Straßen ist die 80er Düse die bessere Wahl. Die 14:35 Übersetzung würde ich noch leicht auf 14:36 reduzieren, wenn ich keine Rennen gewinnen will. Mit Hochlenker evtl. 13:35.

Erfreulich waren auf der Fahrt auch, dass der Zylinder mit der richtigen Kolbenlänge auch Standgas hat und munter vor sich hintuckert.

Am Ende des 2ten Tages bekommt der Fahrer ein Schäufele im Gasthof Leipold in Volkach. Großes Lob an die Küche!




GPS Tracking mit Hauptdüse 78








Zum Schluss noch ein Kerzenbild aus der Reihe "Mit Kalotte wird's zu heiß" ...

Die Verdichtung ist höher, der Motor dreht schön oben aus, im mittleren Drehzahlbereich wird er dafür schwächer und die Temperatur ist definitiv zu hoch.